Arbeitskreis niedersächsischer Kulturverbände

Konkrete Folgen der strukturellen Unterfinanzierung für den Kulturstandort Niedersachsen

Aus für die Museumsschule

Beim Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e. V. (MVNB) droht die Einstellung des umfangreichsten Qualifizierungsangebots für Museen in Deutschland und damit einhergehend die substanzielle Schwächung der Beratungsangebote zur Bewältigung der erhöhten Transformations­anforderungen.

Der MVNB hat von 2019-2023 Dank einer Förderung der Stiftung Niedersachsen und der Klosterkammer Hannover mit der Museumsschule ein Qualifizierungs­angebot für Museen entwickelt und etabliert, das sich insbesondere an kleinere, sowohl haupt- als auch ehrenamtlich geführte Museen richtet und diese durch Professionalisierung zukunftsfest aufstellen will. Diese Museen machen 80% der niedersächsischen Museumslandschaft aus und stellen wichtige Kulturangebote im ländlichen Raum dar. Die Museumsschule ist heute eines der umfangreichsten Fortbildungsangebote für Museen in Deutschland (pro Jahr 40 Veranstaltungen, Präsenz und online, 500 Teilnehmende). Neue Beratungsschwerpunkte zu den Herausforderungen der Transformation (Digitalisierung, Nachhaltigkeit, demographischer Wandel, Neues Ehrenamt) sind in Vorbereitung. Darüber hinaus führt der MVNB seit 2006 mit Mitteln des MWK und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung eine Museumszertifizierung durch, das heute in Leistung und Umfang ein deutschlandweit einmaliges Instrument der Qualitätssicherung und zukunftsgerichteten Weiterentwicklung für Museen ist.

In 2024 hat der MVNB einen einmaligen Mittelaufwuchs in Höhe von 72.000 € erhalten, der im Entwurf für den Haushalt 2025 gestrichen ist. Durch diese Kürzung müsste die Museumsschule nach 5 Jahren kontinuierlicher Aufbauarbeit eingestellt werden. Die notwendige bedarfsorientierte Weiterentwicklung in den Bereichen Transformation, Führungsnachwuchskräfte und Ehrenamt würde verhindert. Die ausbleibende Verstetigung des Mittelaufwuchs würde zudem zur Unterfinanzierung des Museumsgütesiegels führen, sodass das Zertifizierungs­verfahren nicht mehr die bestehenden Bedarfe bedienen könnte. Die Etablierung eines Beratungsschwerpunkts Digitalisierung & Digitale Transformation wäre außerdem nicht mehr möglich.

Diese Folgen stehen im eklatanten Widerspruch zum Koalitionsvertrag, der für den Kulturbereich die „Bewältigung der Transformationsherausforderungen“ und hier insbesondere die „Digitalisierung im Kunst- und Kulturbereich“ weiterverfolgen und verstärken wollte und die „Beratungs-, Schulungs- und Professionalisierungs­angebote“, die für die nichtstaatlichen Museen in Niedersachsen durch den MVNB erfolgt, unterstützen.

Kontakt MVNB: Dr. Thomas Overdick (Geschäftsführer)

Tel. 0511 – 21 44 98 41, Mobil: 0173 – 19 19 599, thomas.overdick@mvnb.de 

 

Gefährdung der Amateurmusikförderung im ländlichen Raum

Dem Landesmusikrat Niedersachsen e. V. droht eine Reduzierung der Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendleiter:innen, Übungsleiter:innen, Ensembleleitungen und ehrenamtlich Tätigen um rund 43%.

Der Landesmusikrat Niedersachsen e. V. leitet im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) seit vielen Jahren Fördermittel zur Fortbildung und Qualitätssicherung an insgesamt 9 niedersachsenweit tätige Amateurmusikverbände weiter. Im bereits 2018 veröffentlichten „Konzept für Laienmusik in Niedersachsen“ wurde detailliert dargelegt, dass hierfür ein Betrag von mindestens 800.000 € jährlich erforderlich ist. Der tatsächlich weitergeleitete Betrag von 134.000 € ist nicht ansatzweise ausreichend. 2022 wurde er erstmals um 100.000 € auf 234.000 € erhöht – allerdings nicht im regulären Haushalt, sondern über die „politischer Liste“, für 2 Jahre. Nach Veröffentlichung der „Lister Resolution“ des Landesmusikrats („In größter Sorge um die Zukunft der Musikkultur in Niedersachsen“) wurde diese Erhöhung über die politische Liste für 2024 noch einmal um ein Jahr verlängert. Anstelle der angestrebten Verstetigung droht in 2025 nun wieder ein Rückfall auf 134.000 €. Die in 3 Jahren aufgebauten Strukturen in den Verbänden müssen dann wieder zurückgebaut werden. Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendleiter:innen, Übungsleiter:innen, Ensembleleitungen und ehrenamtlich Tätige müssen dann wieder um rund 43% reduziert werden. Von der Gesamtförderung werden mehr als 12.000 Teilnehmertage finanziert – 5.160 davon können dann nicht mehr stattfinden. Die Amateurmusik in Niedersachsen wäre insbesondere im ländlichen Raum massiv bedroht.

Im Koalitionsvertrag ist formuliert: „Gerade in den ländlichen Räumen sichern Kultureinrichtungen und Kulturschaffende mit ihrer Arbeit nicht nur die kulturelle Grundversorgung, sondern sind Diskurs- und Versammlungsorte, Projekt- und Ausstellungsräume sowie Impulsgeber für zukunftsweisende Projekte. Diese wichtige Kulturarbeit vor Ort wollen wir erhalten, unterstützen, stärken und weiterentwickeln.“ Das Gegenteil findet derzeit statt: Durch die Bedrohung der Amateurmusik werden solche Dritten Orte zerstört.

Kontakt Landesmusikrat Niedersachsen e. V.:

Dr. Tilman Schlömp (Generalsekretär)

Mobil 0160/90 72 00 44, E-Mail: t.schloemp@lmr-nds.de

 

Kleine Kulturverbände bald handlungsunfähig

Handlungsunfähigkeit der Landesarbeitsgemeinschaft Rock in Niedersachsen e.V.: Einbuße der Leistungsfähigkeit der Popkulturinitiativen, mittelfristige Auflösung der ehrenamtlich geleiteten Musikbüros in ländlichen Räumen.

Die LAG Rock in Niedersachsen e. V. übernimmt als Fachvertretung der Popmusikinitiativen in Niedersachsen wichtige Aufgaben der Fachvertretung, der Professionalisierung durch Projekt- und Bandförderung, Beratung und Qualifizierungsmaßnahmen sowie der Vernetzung der Popkulturszene. Bereits seit Jahren ist die Situation des einzigen Landesverbandes zur Förderung der Popkultur äußerst prekär und mit jedem fortlaufenden Jahr spitzt sich die Situation zu. Die immer vielfältiger und komplexer werdenden Aufgaben (Nachhaltigkeit, Demokratieförderung, Generationenwechsel, Fachkräftenachwuchs, KI, Transformation, Stärkung ländlicher Raum, Digitalisierung …), der wachsende Beratungsbedarf der Szene sowie die größer werdende Anzahl an Mitgliedern (100 Mitglieder, davon 50 ehrenamtlich geleitet und 80 in den ländlichen Räumen) stehen einem sinkenden Personal-Stundenkontingent gegenüber.

Die LAG Rock bekommt seit 2017 eine institutionelle Förderung in Höhe von 138.000 Euro. Mit diesem Geld beschäftigt die LAG Rock eine Geschäftsführerin (30h), einen Projektleiter/Verwaltungsleiter (14,5h), einen Buchhalter (Minijob) und führt fünf große Projekte durch. Über den Inflationsaufwuchs in 2024 in Höhe von 16.000 Euro sowie zeitlich limitierte Stiftungsgelder konnte die LAG Rock die zweite Stelle auf 34,5h setzen, was dem tatsächlichen Aufwand entspricht bzw. immer noch zu wenig ist. Diese Gelder sind dieses Jahr ausgelaufen. Über die politische Liste sind in 2024 zusätzlich 200.000 Euro für die Aktivierung der ländlichen Räume gekommen. Mit diesem Geld wurde ein Netzwerkkoordinator / Projektleiter eingestellt, der Veranstaltungen in den ländlichen Räumen in ganz Niedersachsen mit insgesamt 75.000 Euro unterstützt. Wenn in 2025 wieder nur 138.000 Euro kommen, verringern die jahrelangen Tarifsteigerungen und die Inflation die Kaufkraft derartig, dass die LAG Rock nur noch eine Geschäftsführerin (30h) und einen Minijobber bezahlen kann und damit nicht mehr arbeitsfähig ist bzw. nur noch Mitglieder verwalten könnte. Die komplette Projektstruktur der LAG Rock würde zusammenbrechen, es gäbe niemanden mehr, der die Programme organisiert. Die in Folge der Pandemie zusammengebrochenen und gerade frisch aktivierten Netzwerke in Niedersachsen würden erneut brachliegen, die gerade investierten Fördermittel für Veranstaltungen wären eine Eintagsfliege und könnten nicht nachhaltig wirken.

Dies ist nur ein Beispiel von mehreren gering ausgestatteten Landesverbänden. Das betrifft ebenso z. B. den Landesverband der Kunstschulen e. V., den Landes­ver­band Freie Darstellende Künste in Niedersachsen e. V. sowie die Literatur. Grund­sätzlich sollte jeder Landesverband zusätzlich zu Projektgeldern mit mindestens zwei festen Vollzeitstellen (Geschäftsführung TVL E13, Projektleitung / Verwaltung / Social Media TVL E11) ausgerüstet werden, um den gestiegenen Anforderungen begegnen zu können, für die vor allem ehrenamtlich geführten Initiativen in den ländlichen Räumen Hilfe und Unterstützung zu gewährleisten und auch im Fall von Krankheit und anderen unvorhergesehenen Ausfällen arbeitsfähig zu bleiben.

Kontakt LAG Rock: Vera Lüdeck (Geschäftsführerin)

Tel. 0511 – 35 18 70, Mobil: 0171 – 362 48 63, E-Mail: luedeck@lagrock.de